Oberländerdenkmal

Als 1905 ein Denkmal für die Gefallenen von 1705 errichtet werden soll, bewerben sich mehrere Orte des Oberlandes. Professor Dr. Sepp entscheidet die Standortfrage für Waakirchen, obwohl dort keine Kompanie besteht. Waakirchen am Schnittpunkt des Miesbacher Oberlandes und des Isarwinkels erscheint ihm auch von der Tradition bestens geeignet.
Ein eigener Verein wird 1904 gegründet. Am 9. März 1904 werden die „Satzung des Oberländerdenkmalvereins mit dem Sitz in Waakirchen“ beschlossen. Pfarrer M. Schweiger, Lehrer Georg Irthaler, Melchior Obermüller, Lorenz Bichler, Kaspar Watzensteiner, Josef Scherrer, Josef Fichtner und Oskar Buchberger unterschrieben die neun Paragraphen.

Name und Sitz des Vereins
Der Verein hat folgenden Namen: Oberländerdenkmalverein mit dem Sitz in Waakirchen. Er soll im Vereinsregister des k. Amtsgericht Tegernsee eingetragen werden.

Zweck des Vereins
Der Verein bezweckt die Errichtung eines Denkmals in Waakirchen für Schmied Balthes und die mit ihm im Jahre 1705 gefallenen Oberländer.

Mitgliedschaft
Der Verein besteht aus ordentlichen und Ehrenmitgliedern…

Unter anderem heißt es in den Satzungen

Festgelegt wird in der Satzung, dass 50 Pfennig Aufnahmegebühr und 1 Mark Jahresgebühr zu zahlen sind. Wer einen einmaligen Beitrag von 20 Mark bezahlt, ist von Aufnahme- und Jahresgebühren befreit. Mit einmaligem Beitrag von mindestens 50 Mark wird man Ehrenmitglied.
Die Vereinsleitung besteht aus einem Vorsitzenden, seinem Stellvertreter und gleichzeitig „Kontrolleur“, zwei Schriftführern, dem Kassier und sieben Beisitzern. Alljährlich hat eine Versammlung im Monat Januar stattzufinden.

Der Verein löst sich auf, wenn die Kosten für das Denkmal gedeckt sind und zwar nach Beschluss einer Mitgliederversammlung. Bei noch vorhandenem Vermögen hat letztere vor allem die Erhaltung des Denkmals und hierauf die Stiftung von gottesdienstähnlichen Jahrtagen in der Pfarrkirche zu Waakirchen für die im Jahre 1705 gefallenen Oberländer, sowie für die in den nachfolgenden Kriegen gefallenen Angehörigen der Pfarrei Waakirchen, ferner für die verstorbenen Mitglieder des Veteranen- und Kriegervereins Waakirchen-Schaftlach zu berücksichtigen.

Im Paragraph 9 wird über die Auflösung des Vereins bestimmt


Am 28. März 1904 wird der „Denkmalverein“ ins Vereinsregister des Amtsgerichtes Tegernsee eingetragen.

In der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 30. Juli 1904 wird der Vereinsname in „Oberländer-Denkmal-Verein mit dem Sitz in Waakirchen“ umgeändert. Im Lauf des Jahres 1904 sammelt der Verein 6.215 Mark. 1905 kommen weitere Gelder zusammen: Zuschüsse der Gemeinde Waakirchen (300 Mark), vom Magistrat München (500 Mark), vom Landrat von Oberbayern (1.000 Mark) und vom Distriktsrat Tegernsee (500 Mark), Mitgliedsbeiträge (200 Mark), Zinsen (200 Mark), „ Postkarten-Verschleiß“ (100 Mark), Spenden von auswärtigen Veteranenvereinen (150 Mark) und von weiteren amtlichen und privaten Stellen (800 Mark).

Diesen Einnahmen von 9.965 Mark stehen 13.420 Mark Ausgaben im Jahre 1905 gegenüber: Kupferplastiker (3.200 Mark), Bildhauer für drei Reliefs (2.000 Mark) und Steinmetz (3.500 Mark), Gießen der drei Reliefs in Erz (1.200 Mark), Denkmalplatz (220 Mark), Zement (500 Mark), Kies (100 Mark), Steine brechen und sprengen (1.500 Mark), gärtnerische Anlage (200 Mark) und Fest bei der Denkmalenthüllung (1.000 Mark).
In den Folgejahren sammelt man die noch benötigten Mittel, um die Schulden zu bezahlen.

Reichsrat der Krone Bayerns, Akademiedirektor Ferdinand von Miller, welcher mit Rat und Tat das Unternehmen unterstützte, hat das Modell zum Löwen gespendet. Der Löwe ist in Kupfer getrieben von dem Kupferplastiker Hygin Kiene in München, gebürtig in Holzkirchen. Der Schöpfer des Löwen freilich wurde bis dato nicht erwähnt und geriet daher ungewollt in Vergessenheit. Es handelt sich dabei um den akademischen Bildhauer Anton Schmid aus München-Schwabing der auch das „Münchner Kindl“ auf dem Münchner Rathausturm und in Zusammenarbeit mit Prof. Drexler die Pallas Athene (Göttin der griechischen Mythologie) auf der Maximiliansbrücke entwarf. Besser bekannt als der Künstler Anton Schmid ist jedoch sein Sohn Ludwig Schmid-Wildy ehem. Programmleiter des „Platzls“ in München und „Urvater“ der Münchner Schauspielkunst. Er stand als kleiner Bub Model für das Münchner Kindl auf dem Münchner Rathausturm. In einem Schreiben an die Gemeinde Waakirchen vom 26.9.1956 wies Ludwig Schmid-Wildy den damaligen Bürgermeister Maier auf den oben genannten Bildhauer, seinen Vater hin, und Berichtete, dass auch er persönlich der Einweihung als Kind beiwohnte.

Die drei Reliefs wurden entworfen und modelliert von dem Bildhauer Anton Kaindl in München und in Galvanoplastik ausgeführt von der Galvanoplastischen Kunstanstalt Geislingen. Den architektonischen Aufbau hat der Kgl. Konservator am Nationalmuseum in München, Angermair, entworfen und geleitet. Er wurde ausgeführt von den Steinmetzmeistern Johann Kirchmaier in Bad Tölz und Joseph Wackersberger in Tegernsee.

Die Vorstandschaft – 1. Vorsitzender und Bürgermeister Fichtner, 2. Vorsitzender Lang und Kassier Hinterholzer – bereitet die Denkmalenthüllung für 1905 vor, unterstützt von Waakirchen und dem Oberland. Auf einem weit in die Ebene sichtbaren Punkt an der Gabelung der Tölz-Miesbach-Tegernseer Straße erhebt sich in dreieinhalb Meter Höhe der bayerische Löwe, das Symbol der Kraft und Tapferkeit, die Rautenfahne mit starken Pranken schützend.

Am Sonntag, 20. August 1905, ist in Waakirchen der Höhepunkt der drei festlichen Jubiläumstage. An die 20.000 Besucher kommen zusammen. 190 Vereine – Veteranen, Trachtler, Gebirgsschützen und andere Heimatorganisationen mit rund 3.000 Mitgliedern und 10 Musikkapellen sind dabei. Vertreter des Wittelsbacher Fürstenhauses, der Regierung, des Landrats, der benachbarten Distrikte, der Stadt München, des bayerischen Krieger- und Kampfgenossenbundes erscheinen. Bürgermeister Fichtner, ein alter Feldzugsoldat, begrüßt den Prinzen Ludwig in Schaftlach. Oberexpeditor Hierl aus Schaftlach hält die Festansprache. Beide Männer haben sich um das Zustandekommen des Denkmals große Verdienste erworben. Pfarrer Schweiger hält den Festgottesdienst. S.K.H. Prinz Ludwig als Protektor des Denkmalvereins ruft nach der Messe aus: „Den treuen Bayern sei von ganzem Herzen gedankt!“ Dann gibt er das Zeichen zur Enthüllung. Das Denkmal steht nun in seiner wuchtigen Gestaltung vor der staunenden Menge.

Nach dem Vorbeimarsch der Vereine vor dem Prinzen und der Verteilung der Fahnenbänder löst sich der schier endlose Zug, der auf der Straße von Schaftlach nach Waakirchen bei der Ankunft des Prinzen Spalier gebildet hatte, auf. Für die Verpflegung der Gäste hatte Waakirchen gesorgt, u.a. war eine eigene Bierhalle in der Nähe des Festplatzes aufgestellt. Von München wurden an diesem Tag 10.000 Biletts nach Schaftlach verkauft. Viele kommen zu Fuß oder mit Pferdewagen von weit her.

Waakirchen hat mit dem Denkmal ein sichtbares Zeugnis der Treue und Verbundenheit des Oberlandes zur Heimat und zum Wittelsbacher Herrscherhaus erhalten.

Einige Jahre nach der Einweihung löst sich der Denkmalverein auf. Das in der Kasse vorhandene Geld erhält die Gemeinde entsprechend der Satzung mit der Auflage, alljährlich zu Ehren der gefallenen Oberländer ein Totenamt lesen zu lassen.

Die drei Reliefs

Drei prächtige Reliefs schmücken die Seiten des Aufbaues. Sie stellen Szenen aus dem Bauernaufstand dar:

Alljährliches Totengedenken am 24. Dezember

Noch heute ist die Gemeinde der Veranstalter des Totengedenkens, das unter großer Beteiligung der Gebirgsschützen und der Waakirchner Ortsvereine besonders feierlich gestaltet wird.

Seit in Waakirchen die „Historische Bauerngruppe“ die nachmalige Gebirgsschützen Kompanie Waakirchen besteht, sind deren Mitglieder dabei. Es bürgt sich dann nach 1960 ein, dass auch die Nachbarkompanien des Mangfall-Leitzach-Gaues und später die Kompanien aus allen Bereichen des Bundes der Bayerischen Gebirgsschützen, Kompanien aus dem Isargau, dem Chiemgau, dem Loisachgau und dem Inngau an dieser Veranstaltung teilnehmen.

Die Historische Gebirgsschützen Kompanie Waakirchen sieht es als Ehrenpflicht an, diese Gedenkfeier alljährlich auszurichten.

Vor dem „Christlwirt“ stellen die Kompanien, Fahnenabordnungen und Ortsvereine am Heiligabend zum Kirchenzug auf. Der Trommlerzug und die Schützenkapelle – sämtliche in der grünen Schützenmontur der Waakirchner Gebirgsschützen – geben den richtigen Marschrhythmus vor auf dem Weg zu St. Martin.

Im Gotteshaus hält der Geistliche während der Messe eine dem Anlass entsprechende Predigt. Den Abschluss bildet das Lied „Weiß-blau“, das an den unglücklichen Kampf der Oberländer in Sendling erinnert und welches zu dieser Stunde besonders ergreifend ist.

Stellvertretend für das ganze Oberland legt dann der Waakirchner Bürgermeister vor dem Denkmal einen Kranz nieder und nach dem Kommando „Achtung zum Gebet“ des Waakirchner Hauptmanns spielt die Musikkapelle das Lied vom „Guten Kameraden“, während der Salutzug eine dreifache Ehrensalve abfeuert.

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Herbert Stubenrauch
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